„Auch die Oberfrankenachse muss unter Strom“

MdB Zeulner will Weichen für Elektrifizierung der Bahnstrecke Hochstadt/Marktzeuln-Hof – Nürnberg-Bayreuth-Neuenmarkt-Wirsberg stellen – Aufnahme in vordringlichen Bedarf gefordert
„Die Bahnstrecke Hochstadt/Marktzeuln-Hof – Nürnberg – Bayreuth-Neuenmarkt/Wirsberg muss endlich elektrifiziert werden“, fordert die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner, Wahlkreis Kulmbach, Lichtenfels, Bamberg-Land. „Wir müssen alles daran setzen, dass diese so genannte Oberfrankenachse von Hof über Kulmbach beziehungsweise Bayreuth, Schnabelwaid, Hochstadt/Marktzeuln nach Lichtenfels vom potentiellen in den vordringlichen Bedarf des neuen Bundesverkehrswegeplans aufgestuft wird“, so die Politikerin weiter.
„Die Oberfrankenachse ist eine wichtige Ost-Westverbindung, die den Kern Oberfrankens mit den Städten Lichtenfels, Kulmbach, Bayreuth, Marktredwitz und Hof an den gesamtdeutschen Schienenfernverkehr und die Nord-Süd-Verbindungen anschließt“, erläutert MdB Zeulner. „Wir müssen jetzt die Weichen stellen, dass diese so genannte ‚Dieselinsel‘ zukunftsfähig gemacht wird und endlich unter Strom kommt. Das ist entscheidend für die gesamte oberfränkische Infrastruktur und die Wirtschaft. Aber es ist auch ein entscheidender Beitrag für die Umwelt und den Klimaschutz. Ich freue mich, dass sich die Anliegerstädte und Kreise einig sind, dass sowohl die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale über Hof-Marktredwitz-Nürnberg als auch die der Oberfrankenachse in direktem Zusammenhang zu sehen sind und mit Nachdruck vorangetrieben werden müssen.“
Zwar seien die beiden Projekte im Bundesverkehrswegeplan getrennt aufgenommen, doch seien sie für die Wirkung auf das Gesamtsystem Schiene in der Region in Korelation zu sehen, betont MdB Zeulner. Die Franken-Sachsen-Magistrale mit Linienverlauf Nürnberg-Marktredwitz-Hof /Grenze Tschechien (Projekt Nr. 2-017-V01) steht im Bundesverkehrswegeplan unter dem vordringlichen Bedarf, die Oberfrankenachse mit den Abschnitten Hochstadt/Marktzeuln-Hof/Nürnberg-Bayreuth-Neuenmarkt-Wirsberg (Projekt Nr. 2-024-V01) hingegen nur im potentiellen Bedarf. Doch bestehe die Chance für eine Aufstufung in den vordringlichen Bedarf.
„Dafür werde ich mich mit allen Kräften einsetzen“, verspricht MdB Zeulner. Seit Jahrzehnten kämpft die Region für eine Modernisierung beider Linien, auf denen im Augenblick nur Dieselfahrzeuge verkehren. Dies sei allein mit Blick auf die hohen Kosten und die Umweltbelastung nicht zukunftsfähig, so die Bundestagsabgeordnete. „Nur bei Realisierung auch der Oberfrankenachse kann der vollständige Lückenschluss der Elektrifizierung in Oberfranken und die Einbindung der Region in den deutschlandweiten Schienenfernverkehr gelingen. Voraussetzung ist daher die Aufnahme des Gesamtprojekts in den vordringlichen Bedarf“, betont MdB Zeulner.
MdB Zeulner erläutert, dass für den Bundesverkehrswegeplan 2016 insgesamt rund 2.000 Aus- und Neubauprojekte (rund 1500 für Bundesfernstraßen, rund 400 für Bundesschienenwege, rund 50 für Bundeswasserstraßen) angemeldet und vom BMVI bewertet wurden. Innerhalb des Planes wurden die verschiedenen Verkehrsprojekte nach dem ermittelten Bedarf eingruppiert. Grundlage für die Einordnung ist neben der Umweltbewertung und der Raumordnung vor allem das Nutzen-Kosten-Verhältnis. Liegt dieses Verhältnis unter der magischen Grenze von 1, so wird in der Regel das Projekt nicht in den Bedarf mit aufgenommen. Hat man hingegen einen hohen Nutzen-Kosten-Faktor, so wird das Projekt in die verschiedenen Bedarfsebenen des Plans eingeteilt.
In den sogenannten vordringlichen Bedarf (VD) kommen Vorhaben, die neben dem hohen Kosten-Nutzen-Verhältnis noch einen Netzzusammenhang oder eine städtebauliche Bedeutung haben. Diese sind dann finanziell bis 2030 hinterlegt und als dringlich anerkannt, so dass mit dem Planungsverfahren begonnen werden kann. Bei der Kategorie weiterer Bedarf mit Planungsrecht (WB*) ist das Vorhaben aus fachlicher Sicht verkehrspolitisch sinnvoll. Die Länder haben mit der Qualifikation „Planungsrecht“ die Möglichkeit, die Planungen bis zum sog. „Baurecht“ weiter voranzutreiben. Damit können vor Ort alle Weichen dafür gestellt werden, dass es – bei entsprechender Finanzlage – zum Bau kommt. Unter den weiteren Bedarf (WB) fallen Projekte, die aus fachlicher Sicht zumindest verkehrspolitisch sinnvoll sind und daher in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden sollen.
Die Bewertung „potentieller Bedarf“ stellt eine Besonderheit bei den Schienenprojekten dar, die es bei den Straßenprojekten nicht gibt. Bei den rund 40 Schienenprojekten, die in den „potentiellen Bedarf“ eingestuft wurden, war die Projektdefinition bis zur Veröffentlichung des Entwurfs des Bundesverkehrswegeplans noch nicht abgeschlossen. Sie werden nun in den kommenden Monaten im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse eingehend bewertet. Aufgrund dieser wird das Kosten-Nutzen-Verhältnis errechnet und die Projekte entsprechend in den vordringlichen oder weiteren Bedarf hochgestuft, oder sie fallen raus.
„Insofern haben wir noch gute Chancen, dass die Elektrifizierung der Oberfranken-Achse mit aufgenommen wird, denn für die Region hat sie eine sehr hohe Priorität“, betont MdB Zeulner. Sie führt vor Augen, dass von der Elektrifizierung nicht nur die direkt an der Strecke gelegenen Städte und Regionen, Lichtenfels, Kulmbach, Bayreuth, Marktredwitz und Hof, profitierten, sondern auch die künftigen ICE-Systemhalte Bamberg und Coburg. Denn als schneller Zubringerlinie von Ost nach West einerseits und von Nord nach Süd andererseits komme der Franken-Sachsen-Magistrale zusammen mit der Oberfrankenachse eine entscheidende Bedeutung zu. Es könnten lang laufende und grenzüberschreitende IRE-, IC- und ICE-Verbindungen geschaffen werden. Im Augenblick sei die Region nur über Nahverkehr erreichbar. Die fehlende Elektrifizierung führe dazu, dass der wirtschaftliche Seehafenhinterlandverkehr in Hof endet. Es gebe keinen durchgehenden Zugverkehr von Franken nach Sachsen, stellt MdB Zeulner heraus. Der Güter- und Transitverkehr von Ost nach West sei derzeit aufgrund des schlechten Zustands der Schienen nicht möglich. Der nord- und ostbayerische Wirtschaftsraum sei bisher faktisch vom konkurrenzfähigen Schienengüterverkehr abgetrennt.
„Es geht nicht an, dass weite Teile Oberfrankens weiterhin vom schnellen Bahnverkehr in andere Teile Deutschlands abgehängt werden. Die Region muss seit Jahren die Baulast für milliardenschwere Großprojekte der Bahn wie dem Neubau der ICE-Linie Nürnberg-Erfurt VDE 8 tragen. Deswegen muss Oberfranken davon auch einen Nutzen haben. Für die Bürger, für die Wirtschaft und Unternehmen ist es unabdingbar, dass schnelle Streckenverbindungen zu den Knotenpunkten in alle Richtungen geschaffen werden.
„Sonst besteht das Risiko, dass Nord-Ost-Oberfranken immer weiter auf der Strecke bleibt“, warnt MdB Zeulner. „Die Elektrifizierung der Oberfrankenachse und der Franken-Sachsen-Magistrale ist ein gesamtoberfränkisches Thema, das von allen oberfränkischen Städten und Kreisen gemeinsam angegangen werden muss.“, so die Abgeordnete.
Zur Grafik:
Die so genannte Oberfrankenachse, die Strecke Hochstadt/Marktzeuln-Hof/Nürnberg-Bayreuth-Neuenmarkt/Wirsberg (Projekt Nr. 2-024-V01) ist im Bundesverkehrswegeplan im potentiellen Bedarf eingestuft, die Franken-Sachsen-Magistrale von Hof über Marktredwitz nach Nürnberg (Projekt Nr. 2-017-V01) im vordringlichen Bedarf. Quelle: Landkreis Kulmbach, Michael Beck; Grafik: Bayerische Rundschau, Carolin Höfler.

Archiv: