Ein Jahr als junger Botschafter in den USA

Der 16-jährige Thomas Henning aus Kulmbach vertritt seit August 2016 als parlamentarisches Patenkind von MdB Zeulner den Wahlkreis 240 in den Vereinigten Staaten

Kulmbach (24.03.2017) „Ich freue mich sehr, dass mit Thomas Henning aus Kulmbach ein so junger und kompetenter Botschafter meinen Wahlkreis ein Jahr lang in den USA vertritt und so viele interessante Erfahrungen machen kann. Der Austausch ist ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung und für die Stipendiaten eine einmalige Gelegenheit, ein fremdes Land ganz intensiv kennenzulernen“, unterstreicht die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner. Seit dem Sommer 2016 ist der 16-Jährige Schüler des Markgraf-Friedrich-Gymnasium als „Patenkind“ von MdB Zeulner im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts Programms zu Gast in West Virginia, USA. Seine Erfahrungen schildert der Stipendiat Thomas Henning in einem „Brief nach Kulmbach“:
„Alles begann vor zwei Jahren, als ich auf das Parlamentarische Patenschafts Programm hingewiesen wurde. Als ich nach drei Bewerbungsrunden gewählt wurde, ging für mich ein Traum in Erfüllung: Ich durfte als Stipendiat für ein Jahr zu einer Gastfamilie in die Vereinigten Staaten. Mich hat es dabei in den Staat West Virginia verschlagen, genauer gesagt in das kleine Städtchen Buckhannon in der Mitte des Mountain State. Nach 30 Stunden auf Reisen kam ich am 24. August 2016 dort an und durfte gleich am nächsten Tag die Schule, die Buckhannon-Upshur High School (BUHS), besuchen.
Zwar besteht mein Stundenplan zu einem Teil aus den typischen Fächern, wie beispielsweise Englisch, Mathe, Physik, und US-Geschichte, aber auch aus eher selten gesehenen Fächern, ganz voran Forensic und Theater. Mit Schulbüchern von der Dicke einer Enzyklopädie gehe ich hier täglich von 8 morgens bis 4 Uhr nachmittags in die Schule, habe aber danach zusätzlich noch Sport, der ebenfalls von der Schule ausgeht. Schule selbst ist hier um einiges einfacher und ist vom Anspruch und der Disziplin her dem Bayerischen System hinterher.
Jedoch haben wir deutlich mehr Hausaufgaben, die hauptsächlich aus monotonem Abschreiben, Wiederholen, und Zusammenfassen besteht. Diesem Prinzip ähneln auch die Leistungsabfragen hier, bei denen, wenn man im Unterricht aufgepasst hat, oder auch nur die Lösungen, die einem die Lehrer im Vornherein auf einem Din-A 4 Blatt mit nach Hause geben, auswendig gelernt hat, normalerweise mit einem A, der Bestnote, besteht.
Einen deutlichen Kontrast erlebte ich durch meine Gastfamilie und Freunde, mit denen ich die Wochenenden genießen kann. Immer wieder machen wir Ausflüge zu interessanten und skurrilen Orten im Staate West Virginia, und manchmal sogar in die Nachbarstaaten. So habe ich einen der wohl schönsten Wasserfälle dieses Landes gesehen, und einen Baum, in dem die ersten Bewohner meiner Stadt gelebt haben sollen.
Zudem hat meine Gastfamilie drei Hunde und drei Katzen, die immer etwas Aufmerksamkeit benötigen. Besonders dankbar bin ich auch der Organisation American Counsels, die den Stipendiaten eine wundervolle, einwöchige Fahrt nach Washington D.C. ermöglicht hat, bei der wir sogar die Senatoren und Representatives unseres neuen Heimatstaates treffen durften und die wohl wichtigsten Orte der alten und auch modernen US-Geschichte besuchen konnten.
Die jüngste Periode in der Geschichte der Vereinigten Staaten, die mit der weltweit beobachteten Wahl von Donald Trump zum Präsidenten begonnen hat, wird in West Virginia mit allgemeiner Gelassenheit hingenommen. Der Staat ist in der föderalen Politischen äußerst republikanisch und hat mit erstaunlicher Mehrheit für Donald Trump gestimmt. Ihre Hauptinformationen zur Weltpolitik beziehen die Einwohner über die FOX-News, die doch tendenziell eher republikanisch orientiert sind. Entsprechend geprägt ist auch die Meinung meiner Mitschülerinnen und Mitschüler, wenn ich mit ihnen politische Diskussionen führe.
Eine der meist gestellten Fragen ist sicherlich: Gibt es in den USA nur Fast Food? Fast. Zwar bekommen wir in meiner Schule sowohl Frühstück als auch ein gesundes Mittagessen bezahlt, das Abendbrot hat jedoch bei vielen Familien wenig mit dem deutschen Wort zu tun, da es meistens aus ein Burgern besteht. Freilich prägt die große Auswahl an Schnellrestaurants die Ernährungsgewohnheiten hierzulande. Ich für meinen Teil bin äußerst froh, dass mein Gast-Großvater einer der zahlreichen Jäger und Hintergarten-Farmer in diesem Staat ist und wir so halbwegs gesund essen und ich meine Figur halten kann.
Im Allgemeinen bin ich sehr dankbar, dass ich diese wundervolle Möglichkeit bekommen habe, ein Jahr in den Vereinigten Staaten zu verbringen und so eine komplett neue Lebensweise kennenlernen durfte. ich habe Freundschaften geschlossen, die ich hoffentlich nie verlieren werde. Ich habe eine wunderbare Gastfamilie, die ich über die Monate lieb gewonnen habe.
Für jeden, der mit dem Gedanken spielt, ein Auslandsjahr zu machen, kann ich nur sagen: Es lohnt sich. Es wird sicherlich schlechtere Zeiten während des Jahres geben, aber diese sind die guten bei weitem wert“, lautet das Resümee von Thomas Henning
Noch bis zum noch bis Ende Juni 2017 wird er in den USA bleiben. Ab Sommer 2017 wird der 15-jährige Vincent Rauh, ebenfalls Schüler des Markgraf-Friedrich-Gymnasiums Kulmbach, als neues „Patenkind“ von MdB Zeulner für ein Jahr in die USA reisen. „Das ist eine tolle Chance für die Jugendlichen, Auslandserfahrungen zu sammeln und ein fremdes Land und seine Kultur und Politik vor Ort kennenzulernen“, betont MdB Zeulner. „Ich möchte alle Jugendlichen in meinem Wahlkreis ermuntern, sich ebenfalls für das Parlamentarische Patenschafts-Programm zu bewerben. Es lohnt sich in jedem Fall. Ich werde sie dabei unterstützen.“
Hintergrund:
Das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) ist ein gemeinsam vom Deutschen Bundestag und dem Kongress in den USA getragenes Austauschprogramm, das deutschen und amerikanischen Jugendlichen einen einjährigen Aufenthalt im jeweils anderen Land ermöglicht. Seine Besonderheit ist, dass Parlamentarier eine Patenschaft für die Stipendiatinnen und Stipendiaten übernehmen und ihr Patenkind während des Austauschjahres entsprechend betreuen. Der Bundestag möchte, dass die Stipendiatinnen und Stipendiaten als junge Botschafter ihres Landes einen dauerhaften Beitrag zu einer besseren Verständigung zwischen jungen Deutschen und Amerikanern leisten. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten leben in der Regel in Gastfamilien. Schülerinnen und Schüler besuchen für die Dauer eines Schuljahres eine amerikanische Highschool. Junge Berufstätige nehmen mit dem Programm am Unterricht eines Community Colleges oder einer vergleichbaren Bildungsstätte teil und absolvieren ein Praktikum in einem amerikanischen Betrieb. An dem Programm teilnehmen können Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 17 Jahren sowie junge Berufstätige bis 24 Jahren.

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