Interview Neue Presse Coburg zu Regiomed: “Dumme Aussage einer Führungskraft”, 20.05.2020

  1. Regiomed ist in eine finanzielle Schieflage geraten. Wie kommt der Klinikkonzern da wieder heraus – durch Veräußerung an einen privaten Krankenhausbetreiber?

Eine Privatisierung ist mit mir, als überzeugte Kommunalpolitikerin, nicht zu machen.

Es wird darum gehen, die grundsätzlichen Strukturen regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen und zu verbessern, denn es waren viele Faktoren, die zu dieser Schieflage geführt haben. Beispielsweise müssen die vorhandenen Beraterverträge geprüft werden. Es muss auch wieder versucht werden das Vertrauen der niedergelassenen Ärzte und der anderen Akteure im Gesundheitswesen vor Ort zurückzugewinnen.

  1. Warum ist es sinnvoll, Regiomed in kommunaler Hand zu lassen, also die Eigentümerstruktur mit Landkreisen und Städten zu bewahren (ist Regiomed überhaupt sanierungsfähig)?

Es ist unser größter Schatz, den die vorherigen Generationen an uns weitergegeben haben, dass die Kliniken in kommunaler Hand sind. Die kommunale Handhabe ist der Garant dafür, dass zum einen die Kliniken in den Regionen erhalten bleiben und zum anderen dafür, dass eine hohe medizinische Qualität zur Verfügung gestellt werden kann.

Gerade in Krisenzeiten können wir durch die kommunale Struktur schnell reagieren. Unser erstes Interesse ist immer die Sicherstellung der medizinischen Versorgung und nicht das Abführen von Gewinnen. Die Verwurzelung in den Kommunalgremien ermöglicht eine schnelle Kommunikation mit den Menschen vor Ort.  

  1. Die Corona-Krise hat Mängel im Gesundheitswesen aufgezeigt. Was bedeutet das für Regiomed (zum Beispiel, dass die Gesellschafter mehr Geld in den Gesundheitskonzern investieren müssen – in welche Bereiche)?

Im internationalen Vergleich steht Deutschland bei der Bewältigung der Krise sehr gut da. Außer Frage steht aber, dass mehr Geld investiert werden muss. Hier sind neben den Trägern auch der Bund und die Länder gefordert. Es stehen alle in der Pflicht. Und ich werde mich dafür einsetzen, dass sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene wieder mehr finanzielle Verantwortung übernommen wird. Bevor wir aber festlegen, wo genau angesetzt werden muss, gilt es, die Zeit der Corona-Krise gut zu analysieren, um solide Rückschlüsse ziehen zu können.

  1. Politiker fordern für Regiomed ein medizinisches Konzept. Favorisiert wird, ein zentrales Krankenhaus – Coburg – mit allen medizinischen Angeboten zu schaffen und die Kliniken Lichtenfels, Hildburghausen und Sonneberg als „Satelliten“ zu betreiben, die an das Haupthaus Patienten überweisen. Wie stehen Sie dazu – welches medizinische Konzept vertreten Sie?

Ich lehne das favorisierte Konzept ab. Ich bin für ein starkes Haus in Coburg, werde mich aber dafür einsetzen, dass auch in anderen Häusern medizinische Schwerpunkte gesetzt werden können. Nur so schaffen wir in allen Häusern die Voraussetzung dafür, dass Spitzenmedizin praktiziert werden kann.  Das wiederum ist ein entscheidender Standortfaktor, um für Fachpersonal attraktiv zu bleiben und die Häuser in den Regionen zukunftsfest zu machen.

  1. Regiomed betreibt auch kleine Krankenhäuser, in Neustadt und Neuhaus am Rennweg. Haben diese Kliniken eine dauerhafte Zukunft und wenn ja, wie sieht diese vom medizinischen Angebot her aus?

Das ist eine sehr komplexe Frage. Ohne Zahlen, Daten und Strukturanalysen ist diese Frage nicht seriös zu beantworten. Aber klar ist, dass wir eine Antwort auf den demografischen Wandel brauchen, die auch Lösungen für die ältere Generation in der Fläche anbietet. Gleichzeitig dürfen wir die jungen Familien und unsere Jüngsten nicht vergessen und müssen hier ganz konkret zum Beispiel Lösungen für die kinderärztliche Situation vor Ort schaffen.

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