Steigende Haftpflichtprämien: Emmi Zeulner, MdB diskutiert mit heimischen Hebammen und Kulmbacher Klinikleitung

Die Hebammen sehen sich in ihrer Existenz bedroht: Eklatant gestiegene Haftpflichtprämien machen den Beruf nicht länger rentabel. Bei einem Besuch der heimischen Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner im Kulmbacher Klinikum haben Alexandra Gahn, leitende Hebamme am Kulmbacher Klinikum und die freiberuflich arbeitende Hebamme Anja Mayer aus Wonsees ihre Situation geschildert.

Der Beitrag zur Haftpflichtversicherung lag Anfang der 90er Jahre noch bei 30,68 Euro jährlich, 2003 stieg er bereits auf 453 Euro an. Im Jahr 2014 hat sich der Beitrag verelffacht und liegt aktuell bei 5.091 Euro. „Bei dem was wir verdienen, ist so ein Betrag einfach nicht zu schultern!“ so Anja Mayer. Daher ist nun der Gesetzgeber aufgerufen.

„Die Frage, die wir uns angesichts dieser drückenden finanziellen Last stellen müssen,“ so Emmi Zeulner „ist: Wollen wir, dass werdende Mütter auch weiterhin die Wahl haben, wo sie ihr Kind zur Welt bringen? Ich denke: Ja, diese Wahlfreiheit und auch die flächendeckende Versorgung sollten auf jeden Fall aufrechterhalten werden.“ Schließlich sei nachgewiesen, dass Frauen, die von einer Hebamme während der Geburt begleitet werden, weniger Komplikationen haben, das hat auch der GKV-Spitzenverband in einer Studie aus dem Jahr 2011 festgestellt.

Statt weniger Hebammen würden eher mehr gebraucht, so Zeulner, „nicht nur wegen der Geburt, sondern auch für die Nachsorge: Wer mit einem Neugeborenen zu Hause ist, hat viele Fragen und braucht jemanden, der niedrigschwellige Hilfe anbietet.“ Dieses System ist schützenswert und darf nicht an der Haftpflichtversicherung scheitern! Die steigenden Haftpflichtprämien sind vor allem für Hebammen im ländlichen Raum belastend, die nur eine geringe Anzahl von Geburten betreuen, denn die Krankenkasse zahlt pro Geburt. Die Höhe der Vergütung berücksichtigt zwar die Höhe der Haftpflichtprämien. Die Haftpflichtprämien müssen aber alle Hebammen, die Geburtshilfe anbieten, pro Jahr bezahlen, unabhängig davon, wie viele Geburten sie betreuen. Emmi Zeulner tritt daher für eine Änderung der Berechnung der Haftpflichtprämien ein. „Mein Vorschlag ist, dass alle Hebammen in eine Kollektivversicherung einzahlen. Die individuelle Beitragshöhe sollte sich nach der Anzahl der Geburten richten, die eine Hebamme betreut. Breitere Schultern können bekanntlich mehr tragen als schmale.“ Gerade im ländlichen Raum sei das besonders wichtig.

Hier sollte zudem die Möglichkeit eines Zuschlags für demografisch benachteiligte Gebiete geprüft werden, damit Geburtshilfe auch weiterhin flächendeckend und wohnortnah angeboten werden kann. „Wenn wir Geburten nur noch dort zulassen, wo es Versicherungen vorschreiben, schlagen wir einen gefährlichen Weg ein. Was wäre, wenn die nächste Versicherung sagt, es darf nur noch dort entbunden werden, wo es eine Neonatologie gibt?“ so Zeulner. „Dann wären unsere Geburtsstationen in den kleineren Krankenhäusern bald am Ende. Das kann nicht der richtige Weg sein. Die geschützte Geburt und die Wahlfreiheit aller Frauen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, ist sich Zeulner sicher.

Der Vorschlag der abgestuften Haftpflichtprämie ist bei den anwesenden Hebammen auf positives Echo gestoßen. Sie forderten weiter, über eine Deckelung der Schadenssumme nachzudenken. Angesichts der verhältnismäßig wenigen Hebammen – deutschlandweit sind nur 21-tausend gemeldet – könnten Schadensforderung von bis zu 6 Millionen Euro von keiner Versicherung beglichen werden.

Bis Mitte April werde der Bericht aus dem Gesundheitsministerium erwartet, so Emmi Zeulner. Man dürfe gespannt sein, welche Vorschläge angedacht werden. Schließlich sei die Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung mit Hebammen schon im Koalitionsvertrag festgehalten. „Wir werden für eine angemessene Vergütung der Hebammen sorgen. Das steht im Koalitionsvertrag und das müssen wir auch umsetzen“, so Zeulner.

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