Runder Tisch mit Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Vertretern der Pflege in Lichtenfels

MdB Zeulner: „Respekt vor der Pflege braucht mehr als nur Applaus“

Rund 160 Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und Pfleger fehlen derzeit in Oberfrankens Kliniken. Woran liegt das? „Der Job ist unattraktiv für junge Menschen – der finanzielle Anreiz fehlt und der Leistungsdruck ist sehr hoch“, erzählt ein angehender Pfleger aus dem REGIOMED Klinikum Lichtenfels. „Es geht um eine leistungsgerechte Bezahlung, gesellschaftliche Anerkennung und wohl um den wichtigsten Punkt: die Möglichkeit im Pflegebereich „Mensch“ sein zu können und nicht nur als „Arbeitsmaschine“ angesehen zu werden. Deswegen ist es zwingend notwendig die personellen Ressourcen zu erhöhen“, erklärt die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner. Für sie ist deshalb eine Revolution in der Pflege dringend notwendig.

Aus diesem Grund hat die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner den Bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek in das REGIOMED Klinikum Lichtenfels eingeladen, um mit ihm sowie den ortsansässigen Pflegefachkräften im Rahmen eines Runden Tisches – direkt aus der Praxis – über die Lücken des Pflege-Systems zu sprechen. „Das Gesundheitssystem darf nicht geprägt sein von Gewinnmaximierung, sondern muss gekennzeichnet sein durch Menschlichkeit, Nähe, Geborgenheit und medizinische Versorgung auf höchstem Niveau“, fordert dabei die Abgeordnete Zeulner. Denn unsere Pflegefachkräfte sind weitaus mehr als „nur“ Pflegefachkräfte – sie sind Ansprechpartner, Freundin und medizinische Hilfe zugleich.

Während des Gesprächs mit Herrn Staatsminister Holetschek sowie der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner wurde das Thema „Entlassungsmanagement im Krankenhaus“ angesprochen: „Wenn ältere Patientinnen und Patienten ins Krankenhaus kommen, steht in vielen Fällen kein Angehöriger als Ansprechpartner zur Verfügung. Hier liegt dann die Hauptaufgabe bei uns, eine adäquate Versorgung im Bereich Kurzzeit- und Langzeitpflege zu koordinieren. Das ist ein tagtäglicher Kampf und nimmt immens viel Zeit in Anspruch“, erzählt eine Krankenschwester. „Hier braucht es einfach eine bessere Koordinierung“, fordert sie. Auch im Bereich der praktischen Ausbildung gilt es nachzusteuern. „Die generalistische Pflegeausbildung bietet zwar eine tolle praxis- sowie theorieorientierte Ausbildung für Pflegefachkräfte. Doch bei der praktischen Ausbildung müssen die Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter parallel zu ihrem eigentlichen Job als Gesundheits- und Krankenpfleger noch zusätzlich Lehrlinge ausbilden. „Das ist eine große Aufgabe für uns Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter – es würde uns sehr viel helfen, wenn hier die Möglichkeit einer Freistellung geboten wäre und zusätzlich finanzielle Anreize geschaffen werden würden“, erklärt eine Praxisanleiterin des Lichtenfelser Klinikums dem Staatsminister Holetschek.

Staatsminister Holetschek sagte: „Die Leistung der Pflegekräfte in den Krankenhäusern im Kampf gegen die Corona-Pandemie verdient allerhöchste Anerkennung, Dank und großen Respekt – und dies seit mittlerweile weit über einem Jahr. Klar ist aber auch: Beim Pflegeberuf müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden – hier muss noch an einigen Schrauben gedreht werden. Erste wichtige Schritte sind bereits getan: Dass die Freistellung von Praxisanleiterinnen und -anleitern durch den Ausbildungsfonds finanziert wird, ist eine der wesentlichen Neuerungen durch das Pflegeberufegesetz! Leider scheint dies in der Praxis noch nicht überall bekannt zu sein. Hier sind alle Akteure gefordert, noch mehr Aufklärungsarbeit zu leisten!“

Der Minister ergänzte: „Die Pflege steht für mich ganz oben auf der Agenda. Wir müssen hier für Verbesserungen sorgen – das sind wir sowohl den Patientinnen und Patienten, den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen als auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Pflegeberufen schuldig! Auf Initiative Bayerns wurde die Pflege bereits aus den Fallpauschalen herausgenommen. Damit können an Krankenhäusern Tarifvergütungen über das Pflegebudget verlässlich refinanziert werden. Attraktive Vergütungsstrukturen sind aber Aufgabe der Tarifvertragsparteien. Und auch die Krankenhausträger sind gefordert: Sie können die Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte zum Beispiel auch durch verlässliche Schichtmodelle weiter verbessern.“

„Der Respekt vor der Pflege braucht mehr als nur Applaus. Hier braucht es dringend eine Revolution in der Pflege“, fügt die Abgeordnete Zeulner hinzu. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist bereits mit der Herausnahme der Pflege aus den Fallpauschalen getan: „Die Pflege soll zukünftig nicht mehr das Sparschwein der Krankenhäuser sein. Das war ein harter Kampf, den ich mit Kollegen in den Koalitionsgesprächen gegen den Widerstand des Bundesgesundheitsministeriums und anderen durchgeboxt habe. Es scheitert im Gesundheitssystem nicht am Geld. Sondern es geht um eine gerechte Verteilung und Transparenz“, erklärt MdB Zeulner den Teilnehmenden.

„Ein großes Dankeschön an all die Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger, die Physiotherapeuten und Pflegelehrkräfte, die mit so viel Herzblut und Engagement ihren Job im Klinikum Lichtenfels leben und sich damit für unser aller Wohl einsetzen. Ich bedanke mich auch recht herzlich bei Herrn Staatsminister Holetschek für seinen Besuch im Landkreis Lichtenfels und ich bin dankbar, ihn unterstützend auf politischer Ebene im Gesundheitswesen an meiner Seite zu haben“, so die Abgeordnete abschließend.

Hintergrund
Die REGIOMED-KLINIKEN GmbH unter der Geschäftsführung von Herrn Alexander Schmidtke ist der erste kommunale bundeslandübergreifende Klinikverbund in Oberfranken und Südthüringen. Damit bietet REGIOMED mit insgesamt 17 Standorten eine fachkompetente, flächendeckende und wohnortnahe umfassende Versorgung für die Region an. Der Neubau des Klinikums in Lichtenfels wurde 2018 in Betrieb genommen. Als „Green Hospital“ setzt das Gebäude Maßstäbe – insbesondere im Hinblick auf den Energieverbrauch sowie den Einsatz regenerativer Energien.

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